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»Das Turing Kontinuum« – Berlin Cyberpunk

Seit dem November 2012 arbeite ich an dem Roman »Das Turing Kontinuum«. Der Roman spielt in einem Europa im Jahre 2042, das in urbane Interzones und freie Regionen aufgeteilt ist und sich gegen die restliche Weltbevölkerung abgeschottet hat.

In der Interzone Berlin gelingt es einer erotischen, aber tendenziell selbstzerstörerischen Frau – Alisa Gross – eine künstliche Intelligenz zu erschaffen. Diese AI kopiert sich in das weltweite Datennetz und wird von den Interzone Regierungen gejagt. Ist die AI ein Verbündeter der Menschen oder eine Gefahr, die ausgerottet werden muss?

Wer gerne die Entstehung eines anspruchsvollen Cyberpunk/AI-Romans miterleben will, der zudem in Berlin und Brandenburg spielt und mit Paul Madorn und Alisa Gross zwei sympathische, mutige, aber auch herrlich kaputte Hauptpersonen hat, der kann bei writeon mitlesen. Zu jedem Kapitel stelle ich Fragen und wer eingeloggt ist, kann dem Projekt folgen und Kommentare, Feedback und Kritik abgeben.

COVER_THUMBNAIL

Eine Storybibel mit wichtigen Hintergrundinformationen gibt es in Form eines tumblr-Blogs: interzonearchive.tumblr.com. Dort erfährt man zum Beispiel folgendes:

Wie kam es zu der Aufspaltung von Europa in urbane Interzonen und freie Regionen und der Abriegelung gegenüber dem Rest der Weltbevölkerung?

»Im Jahre 2021 wurden die kybernetischen Aktivitäten der nordwestlichen Industriestaaten zu 99,8% über die Server eines der zehn Großkonzerne abgewickelt. Das fanden die meisten Menschen nicht weiter schlimm, denn die Abhängigkeit von den kybernetischen Apparaten bestand vor allem darin, zu glauben, dass das Leben ohne diese Gadgets langweilig wäre, sinnlos.

Wer wollte schon die Stille ertragen, die einsetzen würde, wenn der globale Datenstrom versiegte?

Und mit jeder weiteren Generation entstanden Menschen deren Konditionierung ein nicht-optimiertes Offscreen-Leben als öd und leer erscheinen ließ – sie kannten ja nichts anderes mehr als Hochglanz-Oberflächen ohne Schweiß und Tränen.

Natürlich gab es Menschen denen das nicht geheuer war. Eine relativ hellsichtige, wenn auch extrem radikale Gruppe um den Anarchoprimitivisten John Zerzan vernetzte sich ein letztes Mal auf den verbliebenen Renegatenservern um einen kollektiven Ausstieg aus den verfallenden Innenstädten zu organisieren. Sie kauften überall in Europa Weide- und Anbauflächen, alte Bauernhöfe und Seen und verbannten die Erntemaschinen von diesem Territorium. Dann vernichteten sie sämtliche Slates, Laptops, Telefone und Langstreckenfunkgeräte und vernetzten sich in lokalen Gruppen, die sich sarkastisch wwoofer nannten: willing workers on organic farms.
In wenigen Jahren erwiesen sich die ohnehin nur rudimentär beherrschten Anbau-, Ernte- und Zuchtverfahren der wwoofer als so unzureichend, dass es zu einer massenhaften Landflucht kam, da es an Nahrung und medizinischer Versorgung fehlte.

Zusammen mit den Flüchtlingströmen aus den Dauerkriegsgebieten im Nahen Osten, dem Balkan und Westafrika brach die Infrastruktur der meisten Großstädte unter diesem Rollback zusammen. Die Stadtregierungen verhängten den Ausnahmezustand und errichteten quasistaatliche Gebilde, die im weitesten Sinne als vernetzte europäische Metropole verstanden werden konnten.

Obwohl geographisch getrennt, fand ein reger Waren-, Informations- und Dienstleistungsverkehr zwischen diesen Interzones statt. Ausgeschlossen waren nur die ländlichen Gebiete, die fortan als Freie Regionen bezeichnet wurden. Sie unterlagen keiner zentralen Jurisdiktion und waren auch untereinander nur rudimentär vernetzt. Es folgte ein zwanzigjähriger erbitterter Belagerungskrieg, der an Zündstoff verlor, als es den wwoofern gelang ihre Agrartechniken zu optimieren und eine alternative, nicht-kybernetische Infrastruktur aufzubauen. Wie sie das geschafft haben? Nun, das ist Gegenstand emsiger geheimdienstlicher Aktivität, von der wenig an die Ohren der gewöhnlichen Interzone-Bewohner dringt.«