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Aus dem Notizbuch (21/02/2013): Baudrillard und Turing Kontinuum

»Im engeren Sinn wird oft als Vertreter eines Idealismus bezeichnet, wer annimmt, dass die physikalische Welt nur als Objekt für das Bewusstsein oder im Bewusstsein existiert oder in sich selbst geistig beschaffen ist.«

Jean Baudrillard wurde öffentlich als Schaumschläger desavouiert und hat trotzdem ein »Epochengefühl« geprägt. Ich finde seine Theorie auch eher als Basis für einen Science-Fiction-Roman interessant, denn als ernstzunehmende Kritik an was auch immer. Ein Versuch das Platonsche Höhlengleichnis auf die Mediasphäre zu übertragen – ein postmoderner Wittgenstein.

Wenn es 3D-Modelle für Gebäude gibt die nicht gebaut werden, wenn auf der Danziger Strasse ein Billboard für eine Immobile wirbt die ganz anders gebaut wurde, dann verschwindet die Realität hinter ihrer Darstellung. Aber sie verschwindet ja nicht wirklich, sondern wird nur durch ein Überbild verdeckt. Wenn das Simulakrum verschwindet (der Werbespot nicht mehr gesendet wird, das Billboard entfernt wird) steht die Realität immer noch da, obwohl es auch umgekehrt sein kann: Eine 3D-Simulation eines Hotels in Dubai wird im Internet verbreitet und überlebt dort als Mem, obwohl die Baupläne schon längst eingestellt wurde. Auf einer anderen Ebene sind die gebauten Hotels selber ein Simulakrum: Sie repräsentieren zukünftige Gewinnerwartungen, die möglicherweise nie realisiert werden.

Nun, es ist scheinbar doch Erkenntnisphilosophie, die Baudrillard schreibt, auch wenn er sich selbst von seiner Hyperrealitätsthese hinwegtragen lässt. Die letzte Konsequenz seines Denkens ist ja dann wirklich eine objektive Welt, die keine Subjekte mehr braucht. Er will wohl auch darauf hinaus, dass, wenn es zuviele Simulationen gibt, der Mensch die Realität irgendwann nicht mehr sehen kann und es dann auch egal ist, ob sie existiert. Und wenn sie vorher nur in der Vorstellung der Menschen existiert hat, dann wäre sie wirklich verschwunden.

Das führte mich zu der Grundidee von Turing Kontinuum – dass die Menschheit nur die Kinderkrankheit einer subjektiven künstlichen Intelligenz ist.

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