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Aw: Re: Sirenen (die Debatte formerly known as: Intrinsisches Entertainment)

@subkid – 26.03.15 – 00:23 Uhr

Nabend!
Lösungsvorschläge? Nicht in die Nähe der Sireneninsel fahren. Warum musste Odysseus dort eigentlich hin? Ich habe es jetzt nicht nachgelesen, aber ich gehe davon aus, dass es für Odysseus nur ein unerfreulicher Zwischenstopp auf dem Weg zu seinem entfernteren Ziel war. Und dies kreide ich Vielen an: Dass sie kein entfernteres Ziel haben. Die Sireneninsel ist ihr Ziel, die Aufmerksamkeit wird um ihrer selbst willen gesucht.

Helfen könnte dabei, nicht alles wissen zu wollen, dann muss man nämlich dort auch gar nicht hin. Darum schimpfe ich ja so aufs Ego, auf Narzissmus. Wer gottgleich werden will, klar, der kommt am Sirenenversprechen nicht vorbei.

Da greift deine Theorie der Individualisierung des Menschen, des es »reicht nicht mehr nur über die Runden zu kommen« – wahrscheinlich reicht es doch. Es sei denn, man versteht den Menschen als ein Angehöriger derjenigen Spezies, die den Auftrag bekommen hat alles Andere zu retten. Schau dir Aronofskys »Noah« an: Sein Noah entwickelt ziemlich grössenwahnsinnige Züge …

Ehrlich gesagt ist das schon meine Lösung: Nicht zu viel wollen. Erste Aufgabe als Leben ist Weiterleben. Wissenschaft kann dabei helfen. Zu wissen, wie die Umwelt tickt. Aber zu wissen, wie man sie manipuliert …

Und – leicht verschwörungstheoretisch – kann man den Boom der Anwendung der Kybernetik auf Gesellschaften ja auch zurückführen auf das zivilisatorische Interesse derjenigen, die die Funktion haben, Gesellschaften zu »regulieren« – von »führen« wird von ihnen wohl kaum einer mehr sprechen. (Was auch schon viel über die Verbreitung der kybernetischen Sichtweise sagt: Erst Führer, dann Moderatoren, dann Controller, nun Regulatoren.)

So nach dem Motto: »Demokratie verhindert keine Kriege, der freie Markt leider auch nicht, vielleicht kann es ja die Kybernetik richten.«

Würden sich also alle mal ein bisschen zurücknehmen, ihren Allmachtsanspruch beiseite legen, bräuchte es diesen ganzen kybernetischen Ansatz vielleicht gar nicht. Womit die derzeitigen Infrastrukturbesitzer und Auswerter (Google und so) in ihrer Macht auch wieder auf ein erträgliches Maß reduziert würden. Vielleicht bräuchte es dann noch nicht mal den freien Markt und vielleicht bräuchte es dann noch nicht mal Demokratie? Hierauf gerne eine Antwort, halte ich nämlich selber gerade für eine sehr steile These …

Q

P.S.: Übrigens schon mal ’nen grössenwahnsinnigen Isländer kennengelernt? Wenn Björk von der Eröffnung ihrer MoMA-Retrospektive in New York zurückkehrt, wird sie sich am Samstagabend in Reykjavik vorm Club trotzdem schön in die Schlange stellen (müssen). Wie solls auch anders sein in einer Gesellschaft, die einsehen musste, dass einfach alles, was sie umgibt sowohl räumlich als auch zeitlich in einer anderen Liga spielt …

P.P.S.: Ganz schön spiritueller Beitrag, wenn ich das jetzt so lese. Aber so scheine ich wohl zu funktionieren: Bei der ganzen versöhnlichen Stimmung im Nachklapp zum #varoufake (Bild: »Warum uns die Griechen lieb und teuer sind«, diesem SpOn-Kommentar, dem Anblick des gequälten Was-habe-ich-hier-eigentlich-verloren?-Gesichtsausdrucks des ARD-Reporters gestern vor der Schule in Haltern und nicht zuletzt dem Anblick meiner Kioskfrau als sie eine Kerze vor dem Bild ihres kürzlich verstorbenen Hundes anzündete …) – da kann ich auch nur versöhnlich und kontemplativ sein.

P.P.P.S.: Ob Herr Böhmermann der einzige ist, der seine Grelligkeit von heute auch morgen noch aufrecht erhalten will? … Ach schade, die AZ war ja wahrscheinlich schon heute …;)

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