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10 Best Albums of 2014 – Fennesz – Bécs

Es gibt Alben vor denen habe ich soviel Respekt, dass ich mich erstmal gar nicht traue mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Das ist wie mit Romanen von F. M. Dostojewski, Thomas Mann oder D.F. Wallace. Das literarische Gewissen sagt, es werde sich lohnen sich die Zeit zu nehmen, aber dann sind doch zuviele weniger komplexe und leichter verdauliche Kulturobjekte greifbar. Und doch: Es muss diese Meilensteine geben, die sich wie Leuchtürme aus dem Meer des Vergänglichen erheben.

Endless Summer von Fennesz – erschienen 2001 – ist so ein Meilenstein. Ob es sich mit Bécs (ungarisch für Wien) genauso verhält, bleibt abzuwarten. Aber das Potential ist da: vergraben in einem Haufen HiTech-Elektroschrott mit messerscharfen Kanten blitzen mikro- und makrokompositorische Perlen auf und man ahnt, dass unter dem Geknurschpel etwas ganz Großes schlummert. Etwas das so schön ist, dass man es nicht direkt anblicken darf. Und deshalb spiegelt Fennesz die Schönheit in blankpoliertem Silikon und entzündet ein Feuer unter dem Elektroschrott, dessen Glimmen mir noch lange das Herz wärmen wird.

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skug.at, golem.de, freitag.de, progolog.de, adultswim.com (More Info)

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Best of 2013 – Crystal Stilts / Fennesz / Crow44

Crystal Stilts – Nature Noir
Der erste der hier Velvet Underground ruft, hat gewonnen. Ich mag’s.


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Fennesz – 17.02.12
Wahrscheinlich sollte er nur noch Liveaufzeichnungen machen. Die funktionieren ziemlich gut.


17.02.12 Live at the Marino Marini Museum, Florence, Italy

Crow44 – Crow44
Immer wenn man denkt, man hielte diese dängelige, süßlich-harmonisch/disharmonische Fantasie eines schwachsinnigen Wanderpredigers nicht mehr aus kommt eine Wendung, die das Interesse von Neuem befeuert. „Love You to Death“ ist dabei mehr Programm als der Titel des zentralen Songs des Albums. Sehr merkwürdiges Ding.


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Martin Brandlmayr – Werner Dafeldecker – Christian Fennesz – Till the old world’s blown up and a new one is created [m=minimal, mm011]

Spätestens nach dieser EP wird eines klar. Man braucht keinen Gott oder die Evolution, sondern einfach nur Musik. Natürlich ist es nicht schwer, sich die Welt untergehend vorzustellen, aber eine neue? Die drei Musiker Martin Brandlmayr, Werner Dafeldecker und Christian Fennesz haben hier lauter Versatzstücke anzubieten, die zwar auch nicht die ganze Musikwelt umkrempeln werden, aber zumindest ein Stückchen weiter in Richtung „Hörgewohnheiten ändern“ gehen.

Mit Gitarre, Rauschen, Streichern, Klavier und Glocken verzaubern sie eine Minimalwelt, die so verstörend wirkt, wie einst die Charaktere in Twin Peaks. Musik, die man oft hören muss und die zur Belohnung immer wieder neue Facetten an ihr zeigt. Super.

Coming soon: Anhören und kaufen bei m=minimal

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Diggin‘ The Crates: Fennesz – Endless Summer

Zwei Drittel des Covers Himmel, ein Drittel Wasser. Die Sonne steht für Sonnenuntergangsverhältnisse noch ziemlich weit hoch am Himmel, von links und rechts schieben sich gemütliche Abendwolken in das Bild, die weder besonders schlechtes noch besonders gutes Wetter, vielleicht lediglich ein bisschen Kühle verheißen. Der Himmel hat den leicht magentastichig-orangefarbenen Teint den er auch hierzulande an Baggerseen annehmen kann, jedoch würde ich den Enstehungsort des Bildes eher in Nordspanien vermuten. Für Europa sprechen die kontrollgesellschaftlich von unten-links nach rechts ins Bild ragenden Schwimmbereichsabgrenzungsbojen.

Fennesz - Endless Summer

‚Schwimmen über diesen Punkt hinaus auf eigenen Gefahr‘ und sowieso ist die Badezeit für heute, vielleicht auch bald für den Rest des Jahres vorbei. Das Schöne in diesem Bild ist der Augenblick des Vergehens in der Versprechung der ewigen Wiederkehr eines solchen Moments und genau da korrespondiert das Artwork perfekt mit der Musik von ‚Endless Summer‘.

Eigthy-8 – If you Think Radiohead’s KID A is Weird, Then You Should Really Hunt This Music Down ist eine Playlist von Paul Morley betitelt, in der er darüber philosophiert warum Radiohead mit KID A nicht ein halb so großes Risiko eingangen sind wie es manchem Rolling Stone-Leser vielleicht schien. Denn, so Morley, Radiohead riskierten lediglich ein Publikum zu verlieren und nicht jemals eines zu haben. Dann folgt eine Liste von 88 großen weirden Alben.

Endless Summer von Fennesz ist so ein Album, es ist für mich das endlich eingelöste Versprechen hunderter Minimal-Techno-Maxis, langweiliger Ambient-Collections und anstrengender Krachplatten.

Hier ist die Drone, das Störgeräusch, die Statik, das Knistern einem einzigen Zweck untergeordnet: Die bestmöglichste, allgemeingültigste, verstörendste, atemberaubendste, herzstoppendste, monochromatischste, opakeste und fragilste Vision eines ‚Endless Summer‘ hörbar zu machen.

Ein Sommer der immer nur in der Erkenntnis seiner zeitlichen Begrenztheit so schön ist, dass man ihn für immer haben will. Was wiederum ein Widerspruch in sich ist.

So sind die schönen Momente, die Fennesz auf ‚Endless Summer‘ erzeugt, auch unter diversen Klangschichten vergraben und man/frau muss sich den klanglichen Sonnenuntergang erstmal erarbeiten, bevor er in vollster Klarheit erscheint. Dann ist er auch manchmal schon wieder weg oder bleibt überraschend lange, wie in ‚Happy Audio‘.

Eine *öhem*, ja, eine… Jahrhundertplatte.