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»Welt 3« Sci-Fi Podcast – 1. Prolog – Elektronenorgasmus

»Welt 3« (aka »Das Turing Kontinuum«) ist ein Sci-Fi-Podcast über Berlin im Jahre 2042. Der arbeitslose Programmierer Paul Madorn und seine Exfreundin, die femme fatale Alisa Gross, werden gegen ihren Willen in einen Netzkrieg verwickelt. Berlin und andere europäische Großstädte haben sich zu sog. Interzones abgeschottet, in denen die digitale Bohème, das Proletariat, Konzerne und das Militär leben. Die Freie Region Brandenburg ist ein wüstes, anarchistisches Land, in dem die wwoofer das Sagen haben. Als dann eine künstliche Intelligenz im Datennetz auftaucht, ist nichts mehr wie es war …

Im ersten Kapitel philosophiert ein anonymer Verfasser über das Wesen von Bewusstsein. Es handelt sich um einen AudioLetter an eine Person namens Ann, die der Verfasser allerdings im Plural anspricht. Am Ende des AudioLetters verkündet der Verfasser den „ersten Tag der Schöpfung“.

Die Kapitel werden in loser Folge veröffentlicht. Wer auf dem Laufenden bleiben will, folgt einfach meinem soundcloud-Account, diesem tumblr-Blog oder abonniert den iTunes-Podcast.

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Quantum Suicide – Mehr Rezensionen & Jetzt auch als Taschenbuch

Ein paar Blogger aus dem SciFi-/Fantasy-Universum haben sich in den letzten zwei Wochen meinen Roman Quantum Suicide vorgenommen, mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen:

Hagen Grützmacher schreibt auf derschwarzeritter.com der Roman sei »eine ungewöhnliche Mischung aus Science Fiction und Gegenwartserzählung«. Er lobt die Themenvielfalt des Buches, findet die Beschäftigung damit aber oberflächlich. »Im Kern dreht sich alles um Paul Damron und seine Psychosen. Was ist Albtraum, was Realität?« Auch komme »der Leser manchmal etwas ins Schwimmen, bei den zahlreichen Gedankensprüngen und Szenenwechseln (…)«.

Fazit:

»Eine Empfehlung für Freunde von Verschwörungstheorien und dystopischen Gesellschaftsentwürfen.«

Der Autor, Lektor und Korrektor Mike Floyd spricht auf seinem Blog ebenfalls eine Leseempfehlung aus, auch wenn der Roman es dem Leser nicht leicht mache. Literarisch fühlt der Rezensent sich an den »Realitätszertrümmerer Philip K. Dick« und »William Gibson, den „Erfinder“ des Cyber-Punk, erinnert.«

Kritisch sieht der Rezensent, dass »die Figuren ein wenig blass geraten sind und die Dramaturgie etwas ausgefeilter sein könnte (…)«. Ein großer Pluspunkt seien »der stilistische Wagemut des Autors sowie sein philosophische(r) Ansatz (…)«.

Fazit:

»Für den Science-Fiction-/Cyber-Punk-Fan jenseits des üblichen Sci-Fi-Mainstreams ist „Quantum Suicide“ trotz kleiner Schwächen auf jeden Fall lesenswert (…)«

Schließlich analysiert Daniel S. auf seinem Blog »Der Sinn« den Plot und die Struktur von Quantum Suicide.

»In Sprüngen durch verschiedene, nicht in sich selbst schlüssige Szenen erleben wir, wie der Protagonist sich selbst verliert. Wer sich diesen Vorgang als eine Art ‘Verblassen’ vorstellt, der liegt allerdings nur zum Teil richtig. Vielmehr werden die Erfahrungen, die er während seiner ‘Permutationen’ macht, immer undurchsichtiger, immer unverständlicher – und doch für ihn selbst nicht weniger real.«

Und für alle, die jetzt schon ein Fragezeichen vor der Stirn haben, holt der Rezensent etwas weiter aus:

»Was eine Permutation ist? Das ist ganz einfach: Eine Umsortierung. Wenn Karten gemischt werden, handelt es sich dabei um eine solche. (…) Und wenn unser Protagonist bestimmte Situationen neu (und verändert) erlebt, dann ist das auch eine Permutation.«

Thema und Plot des Romans fand der Rezensent faszinierend, allerdings fand er es »nicht leicht das Buch zu lesen. Die Szenenwechsel muten wie ein Stakkato an – ein Effekt, der sich erst im Laufe des Romans als sinnvoll herausstellt.«
Dadurch fühlt der Rezensent sich an den Roman Der futurologische Kongreß von Stanisław Lem erinnert, was ich als großes Lob empfinde.
Daniel S. sieht zwar großes Potential in mir und dem Roman, vergleicht die Geschichte aber mit einem falsch bearbeiteten Edelstein: »Glatt, aber im falschen Muster. Denn selbst ein Diamant funkelt nur, wenn er richtig geschliffen ist.«

Fazit:

»Mir hat das Buch gefallen – aber ich könnte es nicht guten Gewissens jedem empfehlen. Wer mit Quantenuniversen und der zugehörigen Sprache nichts zu tun hat, der wird es schlicht nicht verstehen. Aber wer sich für den Plot erwärmen kann, dem möchte ich es trotzdem ans Herz legen. Vor Allem, weil ich glaube, dass Hr. Schwertge(n) das Potenzial hat, noch viele weitere spannende Plots zu entwerfen.«

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Quantum Suicide ist erhältlich bei allen großen eBook-Händlern: amazon, Barnes&Noble, buecher.de, hugendubel, ebook.de, thalia, weltbild u.v.m.

Das Taschenbuch ist ab sofort beim Buchhändler eures Vertrauens oder bei bücher.de, weltbild, amazon und buchhandel.de bestellbar.

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Buchtipp: Markus Liske / Manja Präkels (Hg.) – Vorsicht Volk! (Verbrecher Verlag)

Rechtzeitig zum 25ten Jubiläum der »Wiedervereinigung« (auf twitter fragte zu recht jemand, ob das Wort nicht längst in die Floskelwolke gehört) erscheint im Verbrecher Verlag der Sammelband Vorsicht Volk!.
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Die Herausgeber_innen haben sich vorgenommen die »wahnhaften« Bürgerbewegungen um »Pegida, HoGeSa, Montagsmahnwachen, Reichsbürger oder Friedenswinter« unter die Lupe zu nehmen und stellen die Frage was hinter deren gemeinsamen Schlachtruf »Wir sind das Volk!« steckt.

»’Wir sind das Volk!‘ Stimmt das? Sind sie ‚das Volk‘? Und wenn ja: Was genau will dieses Volk?«

Die Ansätze in dem Buch sind begrüßenswert vielfältig, durchaus auch von unterschiedlicher Qualität. Die Fragen, die ich mir vor der Lektüre im Umkehrverfahren stellte, waren Folgende:

Ist das Buch anschlußfähig? An wen ist es gerichtet? Ist es eine wissenschaftlich-soziologisch-historische Untersuchung? Oder die Meinung einer vergleichsweise kleinen Gruppe von linken Publizist_innen und Aktivist_innen (zu deren Sympathisanten ich – offen gesagt – gehöre)?
Ist es »preaching to the converted«? Eine Art Psychotherapie für Menschen die zu lange unter dem Getöse der Wutbürger gelitten haben?
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Buchrezension: Quantum Suicide

Gestern flatterte die erste Rezension für meinen Roman Quantum Suicide ins Haus. Uwe Post von Deutsche-Science-Fiction.de, dem Portal für SF aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, spricht in seiner Rubrik E-Books, die’s drauf haben eine Leseempfehlung aus:

»Der Autor, dessen Wurzeln unverkennbar im Medien-Milieu liegen, präsentiert ein mehr als ordentlich geschriebenes Erstlingswerk über einen Patienten, der sich in eine neuartige Art der psychologischen Betreuung begibt: Nämlich in eine Simulation. (…) Das ist amüsant und böse zugleich.«

Hervorzuheben sei außerdem »die temporeiche, farbige Sprache des kurzen, aber knackigen Romans.«
Das höre ich natürlich gerne und bedanke mich ganz herzlich bei dem Chefredakteur von DSF.

QuantumSuicideCoverE-Book72

Quantum Suicide ist erhältlich bei allen großen eBook-Händlern: amazon, Barnes&Noble, buecher.de, hugendubel, ebook.de, thalia, weltbild u.v.m.

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Buchveröffentlichung: Quantum Suicide (Du-Lac-Verlag)

Ich kann es selber noch gar nicht fassen: Nachdem ich vor fünfeinhalb Jahren ernsthaft angefangen habe Romane zu verfassen, ist nun heute mein Debütroman Quantum Suicide als eBook und Taschenbuch erschienen:

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»Paul Damron erwacht eines Tages in einer futuristisch-arabischen Megacity, in der Religionen und Weltanschauungen kollidieren. Paul treibt ohne Langzeiterinnerungen durch diese absurde Welt. Sein Vermieter, ein Rabbi, beginnt ihn mit rätselhaften Weisheiten aus der jüdischen Kabbala zu konfrontieren. Als Paul sich immer tiefer in einen selbstzerstörerischen Kreislauf aus Alkohol, Drogen und Pornografie verstrickt, dämmert ihm, das etwas in seiner Welt schrecklich schief gelaufen sein muss.

Welche Rolle spielt der zwielichtige Psychiater Dr. Lavalier? Wer steckt hinter der Firma Quantum Immo? Und was zur Hölle ist mit der Realität passiert? Gerade als Paul dem Geheimnis auf der Spur ist, beginnt der Wahnsinn wieder von vorne …«

Quantum Suicide ist ein genresprengender SF-Roman mit philosophischem Tiefgang.

Erhältlich bei allen großen eBook-Händlern: amazon, Barnes&Noble, buecher.de, hugendubel, ebook.de, thalia, weltbild u.v.m.

Für alle die keinen eBook-Reader ihr Eigen nennen: Das ePub-Format kann man ohne Weiteres auf dem iPad, iPhone (iBooks) und auf allen Android-Geräten lesen. Mit Adobe Digital Editions kann man auch auf dem Laptop komfortabel lesen …

»David Schwertgens zeitnaher SF-Roman erinnert stilistisch an Philip K. Dick, der Inhalt weckt Assoziationen mit William S. Burroughs.«

Update 14.11.2015:

Das Taschenbuch ist ab sofort beim Buchhändler eures Vertrauens oder bei bücher.de, weltbild, amazon und buchhandel.de bestellbar. Support your Local Bookstore!

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Aus dem Notizbuch (27/04/2013): Das Turing Kontinuum (Deleted Chapters Part 4)

Ein Klopfen an der Baracke weckte Pāl aus unruhigen Träumen, in denen er im Innenraum einer großen Maschine war und drohte von einem üppig sprießenden Kabelgewirr erdrosselt zu werden. Draußen dämmerte es, ganz leichter Nieselregen lockerte die morgendliche Schwüle auf.

Pāl setze schnell sein Uniformkäppi auf die ausufernde Lockenmähne und zog ein halbwegs frisches T-Shirt über. Er öffnete die Tür einen Spalt. Draußen standen zwei Männer. Einer von ihnen hatte locker eine AK-47 vor dem Bauch hängen, der andere trug eine Walther P1 am Gürtel, beide eine lose gebundene Kufiya auf dem Kopf und die Desert Camouflage Hosen amerikanischer Militärs. Das unverkennbare Mode-Crossover der Partisanen. Das ging ja schnell.
»Salaam! Meine Name ist Shahzad, der Name meines Begleiters tut nichts zur Sache.«
»Salaam!«, entgegnete Pāl und versuchte möglichst ahnungslos dreinzuschauen. Er bekam oft Besuch von den Partisanen und meistens ging es nur um mehr oder weniger günstige Tauschgeschäfte.
»Kommen Sie doch herein. Ich bin gerade aufgewacht. Ich habe einen gesegneten und tiefen Schlaf, Inschallah. Ich werde einen Tee kochen. Leider habe ich nur einen Stuhl, aber Sie können sich gerne auf das Feldbett setzen.«
Der Mann, der sich mit Shazad vorgestellt hatte, kam herein, während sein Partner vor der Tür stehen blieb und sich ein Zigarette anzündete. Also kein einfacher Tauschbesuch.
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Aus dem Notizbuch (15/04/2013): Das Turing Kontinuum (Deleted Chapters Part 3)

Pāl saß gelangweilt vor seiner Wellblechhütte und säuberte sich mit seinem Armeemesser die Fingernägel. In der Sonnenglut, die nur von dem wenige Zentimeter überstehenden Dach gemildert wurde, konnte man nicht vielmehr machen, als rauchen, in der Nase bohren und vor sich hin grübeln. Vielleicht nicht mal grübeln. Die Gedanken krochen in dem Tempo durchs Gehirn in dem Ahornsirup in Griesbrei einsinkt und waren von ähnlicher Klarheit.

Von Zeit zu Zeit schaltete Pāl den Fernseher an, der an eine illegal angeflanschten Antenne angeschlossen war, und sah sich bollywoodeske Soaps mit augenschmerzender Farbgestaltung an. In der Hütte selber war es nur nachts auszuhalten, wenn die Steine in der Wüste mit einem trockenen Knall zerbarsten. Zweimal die Woche besuchte ihn ein rot-gelb-grün-lackierter Mercedes-Laster, der Reis, Bohnen, Konservenfleisch, Orangen, Wasser und Zigaretten brachte. Außerdem gab es bei den säkularen Partisanen in den Bergen den selbstgebranntem Schnaps der Kalashi im Tausch gegen Batterien oder Munition. Eigentlich war es Wahnsinn an einem militärischen Checkpoint zu trinken, aber Pāl wusste nicht wie er die langen Nächte sonst überstehen sollte in denen seine Petroleumlampe lange schmale Schatten auf die Wände der Baracke warf. Mit ein paar Gläsern Aprikosenschnaps wurden sie zu einem erotischen Scherenschnitt-Theater. Erst züchtige Turteleien zwischen ihm und seiner Angebeteten Yasira, später Varianten aller sexuellen Spielereien die seine unerfahrene Phantasie hergab.
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Aus dem Notizbuch (09/04/2013): Das Turing Kontinuum (Deleted Chapters Part 2)

Sgt. Baine war Wartungstechniker für die bewaffneten Drohnen auf dem Flugzeugträger Mountain Encounter im Persischen Golf. Neben der mechanischen Kontrolle und dem Auswechseln kleinerer Verschleißteile – einer Tätigkeit die ihm den Spitznamen »Löti« verschafft hatte – musste er die Drohnen über Ethernet an eine Workstation anschließen. Von dort wurden die Missionsdaten ausgelesen und an den Hauptserver gespielt. Da waren dann die arroganten Informatik-Arschlöcher damit beschäftigt sie auszuwerten und die Drohnen gegebenenfalls neu zu programmieren. Die meiste Zeit saß Sgt. Baine neben der Workstation und las Porno- oder Schundhefte, in denen die Helden Jason Dark, Long John Silver oder William Lassiter hießen.

Die Leuchtdioden unter dem Userinterface der Drohne DK.767 blinkten wild. Das war für Baine das Zeichen die Verbindung nicht zu unterbrechen. Es war streng verboten die Workstation an das Internet anzuschließen oder externe Datenträger zu verwenden. Trotzdem zirkulierte eine kleine Anzahl von Datensticks um Dienstprotokolle oder Fehlerberichte auszutauschen. Und wenn die schon zirkulierten, was machte es dann, wenn man sich auch mal Musik oder ein neues eBook zum Dienst mitnahm? Auch heute hatte Sgt. Baine den daumennagelgroßen Plastikpin dabei, der sich so herrlich unauffällig in die Workstation stecken ließ. Nachdem er die letzte Drohne abgekabelt hatte, schloss er den eBook-Reader auf der Workstation, kopierte die drei oder vier Textdateien die auf dem Desktop lagen zurück auf den Stick und schob sie danach in den Papierkorb. Sein Dienst war vorbei.

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Ein Tag auf dem Flugzeugträger war stupide und überraschungslos. Es gab eine Mannschaftsmesse, in der die Mahlzeiten und kleinere Feiern stattfanden und einen Aufenthaltsraum mit altmodischen Spielautomaten: Billardtisch, Flipper, Kicker und eine Gaming-Konsole. In einer Bordbibliothek konnte man Bücher und Filme ausleihen. Interessanteren Kram gab es bei den Neuankömmlingen in den Mannschaftsquartieren: Pornos in jedem verfügbaren Medium, als Videofile, Hochglanzheft oder Simstick.

Den richtig heißen Scheiß gab es allerdings nur im Alliiertenquartier in Doha. Zwischen Golfplätzen und artifiziellen Blumenbeeten, pseudo-antiken Springbrunnen und sandfarbenen Hochhäusern blühte das Geschäft mit legalen und illegalen Stimulanzien.

Natürlich konnte sich ein militärischer Wartungstechniker wie Baine nicht den offiziellen Teil der Stadt leisten, aber dafür gab es ja die Quartiere der niederen Angestellten, der Pakistani, Afghanen und Malaysier. Hier konnte man für harte US-$ noch eine Simliege mit voller Immersion bekommen.
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Aus dem Notizbuch (03/04/2013): Das Turing Kontinuum (Deleted Chapters Part 1)

Mattes LED-Licht funzelte durch die blau-grün-rot-orangenen Verzierungen in halber Höhe des Raums. Ein natürlicheres Licht wäre kein Problem gewesen, hätte aber den nüchternen Internet-Terminals – die in der ehemaligen Kirche installiert waren – eine lächerliche Sakralität verliehen. Die »Gläubigen«, die hier zu jeder Tages- und Nachtzeit reinspazierten, legten auf spirituellen Tand keinen Wert.

Ihnen war es ganz recht, dass die Wände eher wirkten wie eine mit lächerlicher Vatikan-ClipArt vollgepackte megaupload.com-Seite. Schließlich waren sie als Geburtshelfer eines neuen Bewusstseins, des CONSCIOUSNESS 2.0, hierhergekommen.

Paul Madorn, der IT-Spezialist des Glaubenszentrums, saß in seinem kleinen Erker und machte sich den Spass jedesmal das INTEL-Audiologo per Hand abzuspielen, wenn ein »Gläubiger« den Raum betrat. Diese »Gläubigen« gingen kurz zu dem Bildschirm auf dem Altar, griffen sich an die Schläfe und suchten sich ein freies Terminal. Dann »beichteten« sie. Wie oft sie in der vergangenen Woche »Away from Keyboard« gewesen waren. Wie oft sie den lokalen Buchhändler, einen Grocery Store oder eine Balzac Coffee-Filiale im RealLife besucht hatten. Eine App bestimmte dann, wieviele mensajes oder tweets die Sünder absetzen mussten. Wichtig war es das Internet zu benutzen so oft es ging. Der Inhalt der mensajes war egal. Es ging nur darum die »Synapsen« feuern zu lassen.

Jede IP-Adresse war ein Neuron und musste so oft wie möglich feuern, um das zu erzeugen was die Neuroprogrammierer den POE – Point of Emergence – nannten. Dieser Schwellenwert, über dessen genauen Betrag die führenden CONSCIOUSNESS 2.0-Forscher erbittert stritten, wäre das Äquivalent des neuronalen Feuers, das beim Menschen zum Booten des Ich-Bewusstseins führte.

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Aus dem Notizbuch (21/02/2013): Baudrillard und Turing Kontinuum

»Im engeren Sinn wird oft als Vertreter eines Idealismus bezeichnet, wer annimmt, dass die physikalische Welt nur als Objekt für das Bewusstsein oder im Bewusstsein existiert oder in sich selbst geistig beschaffen ist.«

Jean Baudrillard wurde öffentlich als Schaumschläger desavouiert und hat trotzdem ein »Epochengefühl« geprägt. Ich finde seine Theorie auch eher als Basis für einen Science-Fiction-Roman interessant, denn als ernstzunehmende Kritik an was auch immer. Ein Versuch das Platonsche Höhlengleichnis auf die Mediasphäre zu übertragen – ein postmoderner Wittgenstein.

Wenn es 3D-Modelle für Gebäude gibt die nicht gebaut werden, wenn auf der Danziger Strasse ein Billboard für eine Immobile wirbt die ganz anders gebaut wurde, dann verschwindet die Realität hinter ihrer Darstellung. Aber sie verschwindet ja nicht wirklich, sondern wird nur durch ein Überbild verdeckt. Wenn das Simulakrum verschwindet (der Werbespot nicht mehr gesendet wird, das Billboard entfernt wird) steht die Realität immer noch da, obwohl es auch umgekehrt sein kann: Eine 3D-Simulation eines Hotels in Dubai wird im Internet verbreitet und überlebt dort als Mem, obwohl die Baupläne schon längst eingestellt wurde. Auf einer anderen Ebene sind die gebauten Hotels selber ein Simulakrum: Sie repräsentieren zukünftige Gewinnerwartungen, die möglicherweise nie realisiert werden.

Nun, es ist scheinbar doch Erkenntnisphilosophie, die Baudrillard schreibt, auch wenn er sich selbst von seiner Hyperrealitätsthese hinwegtragen lässt. Die letzte Konsequenz seines Denkens ist ja dann wirklich eine objektive Welt, die keine Subjekte mehr braucht. Er will wohl auch darauf hinaus, dass, wenn es zuviele Simulationen gibt, der Mensch die Realität irgendwann nicht mehr sehen kann und es dann auch egal ist, ob sie existiert. Und wenn sie vorher nur in der Vorstellung der Menschen existiert hat, dann wäre sie wirklich verschwunden.

Das führte mich zu der Grundidee von Turing Kontinuum – dass die Menschheit nur die Kinderkrankheit einer subjektiven künstlichen Intelligenz ist.