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Release des Tages: Wasserstoff – Formalist!

FORMALIST GRIME ist der programmatische Titel der neuen WASSERSTOFF-Serie des realvinylz-Autors Christian Ogrinz. In Referenz auf die Tradition der Ragga-7-inch (eine Reihe von Vinyl-Singles, die über denselben Beat verschiedene MCs passieren lässt) entstehen in Kooperation mit ausgewählten MCs Variationen über ein Thema:

„Was an der ganzen Sache „formalistisch“ ist? Die Arbeitssituation, die Genese der Tracks. Es treffen sich nicht alle im gleichen Keller und bauen das Ding. Es geht gewissermaßen um eine Vernetzung von Kellern. Von Zimmern und Studios. Um einen Kurzschluss von künstlerischen Konzepten und realen Persönlichkeiten. Das macht die Dynamik aus.“

„Der stalinistische Kampfbegriff des „Formalismus“, der gegen die Avantgarde der 1920er und 1930er Jahre gerichtet war und Hand in Hand mit dem schwülstigen „Sozialistischen Realismus“ ging, kann als Polemik verstanden werden, die auf eine sozialromantisierende „street credibility“ abzielt.“

„Man soll sich da nichts vormachen: Rap ist nach wie vor ein Politikum, und Grime stellt wie HipHop einen realen politischen Akt dar.“
Christian Ogrinz

Formalist Cover

Produziert wurden die ‚Versions‘ zusammen mit den Hamburgern Damn Dave und BenG aka Tohuwabohu, dem polnischen Rapper FS Dan und dem Mainzer MC Form.

Am 1. Mai erschien die erste Compilation dieser Art, FORMALIST! auf Metrofon.


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Platte des Tages: Kettel – Toen (Makoto Future Garage Mix)

Als Ausblick auf die Kettel Remixed-Compilation, die am zweiten Juni erscheinen wird, hier ein Remix von Kettels Track ‚Toen‘ vom japanischen Drum n‘ Bass-Botschafter Makoto:

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Platte des Tages: Mosaik – Leandi [Soft Phase 008]

softphase008.jpg

‚So, here it is. Leandi is my spring and summer of 2009. More specifically it’s my most sincere release in a very long time. It’s the result of looking at the creation process in a different light, without engaging in reasoning and just letting the music come as it may. Normally I would venture into more ambient landscapes and experimental sounds, but I wanted this release to be simple and open. Heavily inspired by childhood, fatherhood, watching my son grow up, play, communicate and learn the ways of the world‘, so der Schwede Radix aka Mosaik über seine EP Leandi.

Gerade dieses kindhafte, spielerisch-leichte erinnert stark an die melodischen Werke auf Warp Records in den 90ern. Das klingt wie Plaid in ihren fröhlichen Momenten, ohne deren Komplexität in den Klangschichtungen und Hallräumen, aber auch das endlos-träumerische, das stellenweise auf µ-Ziqs 97er Album Lunatic Harness zu hören ist, ist besonders im Titeltrack spürbar, wo sich dann doch kurz vor Schluss wieder alles verdreht und man sich nichts sehnlicher wünscht, als das es noch ein paar Stunden so weiter geht.

Einziger Wermutstropfen ist, dass zwischendurch ein leichtes New-Age-Feeling aufkommt. Das kann noch schneller als bei Trance zum völligen Abturn führen.

Disclaimer: Bin gerade unterwegs und auf die Boxen des Laptops angewiesen. Ob die EP auf einer richtigen Anlage besser oder schlechter klingt, bleibt abzuwarten.

Release under CreativeCommons via Soft Phase [Direct Download]

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Platte des Tages: Kenny Glasgow – Final Frontier [My Favorite Robot 018]

Erst durch die Finger geflutscht, weil eben Kenny Glasgow. Sein rührend-nostalgisch verhaftetes Album Taste for the Low Life war schon fein, doch so richtig überspringen wollte der Funke nicht. Warum auch? Chicago und Sehnsucht passt einfach nicht so recht. Vielleicht doch mal konservativ sein, Hedonismus ist dort viel besser aufgehoben und die Sehnsucht gehört nach Detroit, dachte sich Kenny möglicherweise selbst.

Noch ein wenig Militanz in den Titel und schon war sound- und titelmäßig die Brücke zu UR gebaut, wie Bleed im ersteren Fall so passend beschreibt: “Final Frontier‘ spricht zurecht das Epos einer dieser Underground-Resistance-Hymnen an und bewegt sich in 12 Minuten von seinem melodischen Anfang über immer breiter in ihr Glück verstrickte Momente und baut sich auf, ohne das es über die weitesten Strecken wirklich eine Bassdrum bräuchte, und man hat immer das Gefühl, erst ganz am Anfang einer Enthüllung zu stehen‘.

Bis auf die ‚Enthüllung‘ unterschreibe ich alles. Weil diese Melodie wie eine schamanenhafte Formel wirkt, saugt sich das Gehirn viel tiefer hinein und das Kopfkino lässt an geheimnisvolle Maya-Tempel im Dschungel Südamerikas denken. Eher Offenbarung statt Enthüllung. Alles grün, supergrün, diamantgrün. Sasses housigere und My Favorite Robots Version ergänzen das Original. Gerade MFR setzen auf Strings und Bassline statt Melodie. James Teej hingegen geht mir mit seiner Beliebigkeit ein wenig ab. Doch gegen das Original (leider nicht auf youtube) haben alle drei keine Chance. Zu perfekt ist es.

Einziger Wehrmutstropfen: das Cover. Selten so ein hässliches Cover gesehen. Das verdirbt sämtliche Fantasien und verschandelt jeden Plattenladen.

Anhören und Kaufen

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Platte des Tages: B.O.B. – Satellite (Hudson Mohawke Remix)

Ihr kennt das von mir: Manchmal gehen Compilations und die darin enthaltenen Goldstücke eine Zeit lang an mir vorbei um dann umso heftiger in meiner Schädeldecke zu explodieren. ‚(Hudson Mohawke Remix)‘, das hätte mich eigentlich schon warnen müssen, hat es auch, aber zuweilen schrecken die heftigen Obertöne der von Ross Birchard favorisierten Synthies auch erstmal ab. Und dann, beim Random hören der ’neuen‘ Downloads, ist es plötzlich passiert, die rechte Hand schwingt groovend in die Höhe, einem unsichtbaren Live Act huldigend. Seitdem läuft der Track bei mir in der Endlosschleife:

ATL RMX Cover

Stammen tut er von der nicht wenig Perlen enthaltenden [adultswim]-Compilation ATL RMX. Spieleschmiede, Cartoon-Network und Musiklabel [adultswim] ist ja nun nicht gerade für Middle-Of-The-Road-Releases bekannt und so nervt der ein oder andere Track zu Beginn. Es lohnt jedoch auf jeden Fall sich die Zeit zu nehmen nach individuellen Perlen zu tauchen.

[Download]

Anspieltipps für Eilige:

Rick Kids – Patna Dem (Mad Decent Patna’s Remix by DJA)
Lil Jon feat. Kee – Give It All Ya Got (Danger Beach Remix) + (Drums of Death Remix)
Shawty Lo – Dey Know (Prefuse 73 Remix)

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Platte des Tages: Clemenceau – Sprachsavant EP

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Im deutschen HipHop fällt es schon seit Jahren verdammt schwer, aber: Kulturpessimismus muss nicht sein. Denn Clemenceau steigt in den Ring und positioniert sich locker neben Dendemanns Wortwitzkunst und K.I.Z.s Hyperironie als der Dritte im Bunde fernab der ganzen Jammerlappen mit ihrer Onkelz-Heimkindermentalität – gut, die neue Blumentopf kenne ich noch nicht, soll auch gut sein.

Da wird in ‚Alea Jacta Est‘ mühelos Adornos Zitat: ‚Liebe ist die Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen‘ geupdatet in: ‚Liebe macht nicht blind, sie ändert nur die Perspektive und die Augen der Betrachter sehen bisweilen sehr verschieden, sie macht Ruck Zuck irgendeine Bitch zu ’ner Königin, Liebe ist ne Krankheit, da gibts nix zu beschönigen.‘ oder Falcos Groove von Jeanny Part I in ‚Der Tag an dem ich fliegen kann‘ transformiert.

[‚Der Zustand an dem Morgen nach dem Party-Evening, bezeichnen die Experten als Bacardi-Feeling.‘]

Rundum großartige EP mit klassischen Beats, feinen Melodien und ohne digitalen Leadsynthterror.

Homepage mit Gratis-Download
[via Der digitale Flaneur]

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Platte des Tages: Deetron feat. Seth Troxler – Each Step [Circus Company 045]

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Überraschungssieger der Chicago-Gedächtnismedaille werden in diesem Monat der Schweizer Deetron und der schon nicht mehr ganz so Neu-Berliner Seth Troxler. Um die Verwirrung komplett zu machen kommt dieses Monster eines Jacktracks auf dem bisher eher retro-unverdächtigen Pariser Label Circus Company. Dass aus ‚Each Step‘ trotzdem kein ironiefreier Dance-Mania-Aufguss geworden ist, verdankt das Stück vor allem Troxlers tongue-in-cheek-artiger Hunter S. Thompson meets Volkshochschul-Poesiekurs-Performance, die man durchaus als Parodie auf die virile Ernsthaftigkeit und sinnentleerte Spiritualität so manches Chicago-Klassikers verstehen könnte. Eine Kostprobe: „The stars from the heavens keep shining and the other lights they go low. For one thing I know that is true is my love… it is my love for you.“

Ohne Troxler, aber nicht weniger charmant kommt ‚Sing‘ auf der Flip daher. Relaxt groovender Detroitbeatdown-House mit endlos gelooptem weiblichen Vocalsnippet, der an den Omar-S-Hit ‚Day‘ erinnert. Für die Open-Air-Saison auf jeden Fall eine Bank.

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Diggin’ The Crates: Ultrahigh – Primitive Love [Force Inc. 069 – 1994]

[Ultrahigh – Primitive Love]

Definitiv einer der weniger beachteten Force Inc.-Releases ist diese hier von Cem Oral (Air Liquide, Jammin´Unit) und Roger Cobernus vom Winter 1994. Im Gegensatz zu vielen anderen EPs des Frankfurter Labels kam hier die zarte Seite des gerade aufstrebenden zweiten Acidhypes zum Vorschein. Statt 909-Snare-Gewitter mit harter Kick herrscht eine sanfte 808 vor, die im Break kurz in eine Elektrosause abdriftet. Die 303 darüber blubbert so zart wie ein kleiner Fischschwarm in tiefen Gewässern, in dem Bewußtsein, dass bald härtere und trockenere Zeiten kommen werden.

‚It’s In The Game‘ steht dazu im vollen Kontrast: böse mit den eben beschriebenen Snares könnte es ganze Armeen davonjagen und dient zum völligst verspulten Aftermath im Kopf.

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Tracks des Tages: Bandulu

Heute keine Platte des Tages, sondern einfach zwei Tracks, die ich während des Omen-Abschieds hörte und fortan zwölf Jahre brauchte, bis ich gestern dank eines Facebook-Zufalls drauf gekommen bin.

Nachdem sich Väth seinerzeit gut einen abgeschreddert hat, kam ein Break und das Frankfurter Geknüppel mit den Terror-HiHats verwandelte sich in eine jamaikanische Fußballwiese (ohne die dazugehörige Homophobie) mit friedlichster Sonnenuntergangstimmung: Bandulu, die das Reggeatechno-Pendant zum Dubtechno des Basic-Channel-Umfeldes darstellen und nebenbei auch noch besser, tanzbarer und vor allem melodischer produziert und gleich zweimal hintereinander vertreten sind.

[Bandulu – Running Time, 1995]

Eine sommergefilterte Melodie, ausgelassene Grundstimmung in einer rough produzierten Hülle mit der nötigen Schmutzigkeit fängt nach knapp zwei Minuten an zu springen, wie das kleine Kind, das zum ersten Male eine Hüpfburg entdeckt. Fröhlich ausgelassen und der perfekte Übergang zum nächsten Stück.

[Bandulu – Isn’t it Time, 1997]