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Inventing the Future: Postcapitalism and a World Without Work by Nick Srnicek & Alex Williams

Inventing the Future: Postcapitalism and a World Without WorkInventing the Future: Postcapitalism and a World Without Work by Nick Srnicek
My rating: 4 of 5 stars

This book is an eye-opener on what Srnicek calls „folk politics“. I’m thinking different know on grass-roots organising and horizontal structures. I think he really discovered something there and if you are engaged in a progressive or left movement you ought to read this book.

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Wie ich mal länger mit einem AfD-Wähler geredet habe …

(Dieser Artikel ist ein Gedächtnisprotokoll. Ich habe mich bemüht die Diskussion in ihren Grundlinien zu reproduzieren und glaube, dass das Wesentliche hier wiedergegeben wird. Ich entschuldige mich bei meinem unbekannten Gesprächspartner, wenn ich etwas grob verzerrt wiedergegeben haben sollte.)

Erster Akt

Am vergangenen Samstag war ich auf einer Party in Berlin-Prenzlauer Berg. Die Gäste waren überwiegend um die Vierzig und aus dem akademischen Milieu. Es gab keinen bestimmten Anlass für die Party, außer ein wenig zu trinken und zu tanzen. Ich saß mit dem Gastgeber an der Theke und er erzählte mir von einem Bergwandertrip in Georgien. Ich kam über gedankliche Umwege auf Turkmenistan und die Hauptstadt Aşgabat zu sprechen, in der der verstorbene Präsident Saparmurat Nijasow einen bizarren Architekturtraum initiierte, inklusive einer in rosa-grünem Tortenguß gekleideten Riesenversion seiner Propagandaschrift »Ruhnama«. Dann kam ich auf Skopje, über das ich gerade einen Artikel von Jurica Pavicic mit dem Titel »Skopje im Delirium« gelesen hatte. Der Artikel beschreibt wie es es die nationalistische Regierung in Mazedonien »in nur wenigen Jahren (…) geschafft (hat), die Innenstadt von Skopje zu verunstalten«. Pavicic spricht von einem architektonischen Geschichtsrevisionismus mit dem Ziel die Geschichte umzuschreiben.

Und dann sagte ich leichtfertig: »Also so ein bißchen das, was die AfD hier auch vorhat.« Ein Bekannter des Gastgebers, der ein Teil des Gespräch mitgehört hatte, fragte mich dünn lächelnd: »Was? Die AfD möchte klassizistische Gebäude in Berlin errichten?«

Ich sagte, natürlich nicht, und dass es mir eher um die Parallele zwischen dem mazedonischen Geschichtsrevisionismus und dem der AfD ginge. Alle schwiegen für einen Moment. Dann wechselte der Gastgeber das Thema. Sein Bekannter ging zu seiner Begleiterin und mir den Rest des Abends aus dem Weg.
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Meine fünf Podcastempfehlungen Non-fictional

Nach 26 Episoden (und einer Bonus-Episode) meines Sci-Fi-Podcasts Welt 3 zähle ich mich als Teil der immer weiter wachsenden deutsche Podcast-Szene und bin ein großer Fan und Hörer von sowohl deutschen als auch amerikanischen Podcast-Formaten geworden, von denen ich heute meine nicht-fiktionalen Lieblingspodcasts vorstellen möchte:

Unverzichtbar für meinen wöchentlichen Überblick über Trump, Netzpolitik, neue Gesetzesvorhaben und alles andere, was so dringend auf der Tagesordnung steht. Genial aufbereitet und ausgewogen vorgetragen und kommentiert von Philip Banse und Ulf Buermeyer – Die Lage der Nation

Als sich gegenseitig unschädlich machende Polit-Podcasts höre ich immer öfter den Aussenpolitik-Podcast Foreign Times von Marco Herack und Alexander Clarkson, den ich eher als transatlantisch, wirtschaftsliberal, aber auch bürgerrechtlich wahrnehme und den diskordianisch, dezidiert linken und weitschweifigen Podcast Alternativlos von Felix von Leitner und CCC-Sprecher Frank Rieger.

Meine wöchentliche Dosis Trump hole ich mir bei Intercepted, dem Podcast des us-amerikanischen Journalisten Jeremy Scahill, zusammen mit Laura Poitras und Glenn Greenwald zentrale Figur von The Intercept.

Und last but not least ein Spin-Off vom Deutschlandfunk, der viele gute Podcasts programmbegleitend anbietet: Der Deutschlandfunk Hintergrund bei dem in knapp unter 20 Minuten ein aktuelles politisches Thema beleuchtet wird. Wohl der neutralste aller fünf.

Und hier nochmal die Liste:

Lage Der Nation
Foreign Times
Alternativlos
Intercepted
Deutschlandfunk Hintergrund

Beitragsbild:
Serial Podcast by Casey Fiesler (CC BY 2.0)

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»Magnetismus des Bösen« in Lettre International 116

Ein tolles Interview von Frank M. Raddatz mit dem Autor und Regisseur Oskar Roehler findet sich in Lettre 116. Dabei attestiert Oskar Roehler der Meinungselite von TV und unseriösen Zeitungen eine Selbstgefälligkeit und Langeweile, die daher komme, dass ihre Vertreter »(…) aus Lehrer-, Pfarrers- und Beamtenfamilien oder aus vergleichbar realitätsfernen Veranstaltungen kommen (…)«

In einer schönen Passage sagt Roehler:

»Die Nachrichtensprecher im Fernsehen produzieren zum Beispiel häufig Versprecher und Wortverdreher, weil sie nicht bei der Sache sind, während sie ihre Sätze und Fragen vom Teleprompter ablesen. Sie denken an etwa anderes, haben vielleicht Medikamente genommen. Diese öffentlich agierenden Figuren haben zwar keinerlei Interessenkonflikt, aber sie stehen da wie Pappkameraden vor einer Kulisse und sind vor allem damit beschäftigt ihre Karriere voranzutreiben oder ihrem Hedonismus frönen zu könne.«

Alles sehr deutlich, sehr streitbar und auf jeden Fall höchst lesenswert. Bei mir hat Oskar Roehler auf jeden Fall Punkte gewonnen, auch wenn er an mancher Stelle noch recht unscharf oder simplifizierend argumentiert.

»Ist das Wort „Abendland“, das ausgegraben wurde, um es synonym für die christliche Gesellschaft in Abgrenzung zu ihren nichtchristlichen Mitbürgern zu verwenden, im politischen Diskurs tatsächlich derart unverzichtbar, dass er neuerdings auch außerhalb der Neuen Rechten auftaucht?«

Mely Kiyak

»Bitte heucheln Sie woanders. Nie war es einfacher seine Hand zu heben und gegen das Sterben zu votieren als letzten Freitag im Bundestag. Sie aber haben gewollt, dass Frauen, Männer und Kinder ertrinken, statt ihnen zu erlauben Flugzeuge zu besteigen.«

Mely Kiyak