2006 hat ein mysteriöser Produzent namens Burial auf Kode 9’s Label Hyperdub ein eigenbetiteltes Killer-Album veröffentlicht. Burial vereint die somnambulen Synkopen von UK Garage, das gecrackle von Clicks n‘ Cuts, und subsonisch grummelnde Bassmonster zu einer einzigartigen Form von Autoren-Dubstep. Er lotet die Grenzen des Genres, durch eine dichte William Gibsoneske Soundästhetik, die Bilder einer futuristischen Techno-Metropole wie die paranoid-eingeschlossene Atmosphäre von Blade Runner heraufbeschwört, neu aus.

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Burials schmuddelige Dubstep-Variante, sein körperloser Soul, ist die musikalische Entsprechung des Cityspeak in einem ethnisch und religiös gemischten Slum in einem London des späten 21ten Jahrhunderts.

Aufgrund der Basic Channel-Verwandheit des Namens vermuteten viele Kritiker, dass das Umfeld des Berliner Minimal-Tech-Dub Labels hinter Burial steckt. Doch, soviel ist bekannt, Burial kommt aus Südlondon und sein Debütalbum wird mittlerweile in einem Atemzug mit Boards Of Canada’s Music Has The Right To Children genannt.

Die SciFi-Mystik und Darkness der Tracks, erzeugt durch die prasselnde Statik von Piraten-Radiosendern und pulsierenden Echokammern, beschreibt Burial selbst als “when you come out of a club and there’s that echo in your head of the music you just heard“. Die Liebe zur Bearbeitung von Drums, der unterirdische Blues von Distant Lights und die Offstep-Organ Stabs von Wounder machen aus dem Album einen hypermodernen Klassiker eines hypermodernen Genres.


Burial Albumcover

Burial – Burial [CD]
Burial [Vinyl]

Auf dem neuen Album Untrue nähert sich Burial wieder dem eigentlichen Geburtsort des Dubsteps, dem Dancefloor, an. Und wer einmal Endorphin gehört hat, weiss was Burial meint, wenn er von Echos der Clubnacht spricht: Die amphetamingeschwängerte Euphorie des Happy-Hardcore-Sirenengesangs wird erst in der Echokammer von Burial zum alltäglichen Begleiter in deinen Headphones.

Burial – Untrue CD
Untrue [Vinyl]
Dubstep / Grime Releases

0 Gedanken zu „Burial – Autoren-Dubstep“
  1. Cooler Text;-)
    Die Assoziation mit dem happy breakigen auf Burials Neuer kam mir noch nicht – auch mit dem Gibsonschen Sound den du da siehst. Schon interessant wie jeder Burial auf seine Weise erlebt und interpretiert…

  2. Das ist ja auch eine ziemlich freejazzige Assoziation… Ich meine natürlich nicht, dass es wie happy hardcore klingt, sondern wie der entfernte Hall einer Happy Hardcore-Nacht, durch eine THC-geschwängerte Zeitschleife, auf der Autobahn vom Club nach Hause, gedreht… Die Blade Runner/Gibson-Assoziation find ich allerdings nicht so weit hergeholt, hab ich im nachhinein schon bei vielen Rezensionen gelesen…

  3. Siehe da! Und Florian Sievers, der Autor des o.g. Groove-Artikels, hat da wohl etwas ähnliches entdeckt wie ich: „So finden sich auf dieser Platte die röhrenden Bassmassive des Drum’n’Bass, die aufgekratzten Gesänge des 2Step und die hysterischen Keyboardflächen des frühen UK-Hardcore.“ … Schön!

  4. […] Burial oder The Notwist haben ja bereits bewiesen, dass progressive, elektronische Klangwelten nicht nur für Crate Digger zu haben sind, sondern auch in Albumlänge funktionieren. Die Band Marbert Rocel aus Thüringen, bestehend aus Marcel Aue und Robert “Panthera” Krause, die sich als DJs verdingen und gleichzeitig für Mixing, Produktion und Artwork zuständig sind, und Fly Girl Antje “Spunk” Seifahrt, zeigt dies erneut eindrucksvoll auf ihrem ersten Album Speed Emotions auf Compost Records. […]

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