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Platte des Tages: Kettel – Toen (Makoto Future Garage Mix)

Als Ausblick auf die Kettel Remixed-Compilation, die am zweiten Juni erscheinen wird, hier ein Remix von Kettels Track ‚Toen‘ vom japanischen Drum n‘ Bass-Botschafter Makoto:

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Platte des Tages: Clemenceau – Sprachsavant EP

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Im deutschen HipHop fällt es schon seit Jahren verdammt schwer, aber: Kulturpessimismus muss nicht sein. Denn Clemenceau steigt in den Ring und positioniert sich locker neben Dendemanns Wortwitzkunst und K.I.Z.s Hyperironie als der Dritte im Bunde fernab der ganzen Jammerlappen mit ihrer Onkelz-Heimkindermentalität – gut, die neue Blumentopf kenne ich noch nicht, soll auch gut sein.

Da wird in ‚Alea Jacta Est‘ mühelos Adornos Zitat: ‚Liebe ist die Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen‘ geupdatet in: ‚Liebe macht nicht blind, sie ändert nur die Perspektive und die Augen der Betrachter sehen bisweilen sehr verschieden, sie macht Ruck Zuck irgendeine Bitch zu ’ner Königin, Liebe ist ne Krankheit, da gibts nix zu beschönigen.‘ oder Falcos Groove von Jeanny Part I in ‚Der Tag an dem ich fliegen kann‘ transformiert.

[‚Der Zustand an dem Morgen nach dem Party-Evening, bezeichnen die Experten als Bacardi-Feeling.‘]

Rundum großartige EP mit klassischen Beats, feinen Melodien und ohne digitalen Leadsynthterror.

Homepage mit Gratis-Download
[via Der digitale Flaneur]

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Platte des Tages: The Souljazz Orchestra – Rising Sun [Strut Records 058]

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Jazz ist bekanntermaßen nicht nur immer noch der Teacher, sondern auch mein persönlicher Soundtrack des langsam aber sicher beginnenden Frühlings. Dafür verantwortlich ist das kanadische Souljazz Orchestra mit seinem passend betitelten dritten Longplayer Rising Sun. Die Namensähnlichkeit mit dem Londoner Label und Plattenladen ist rein zufällig, doch musikalisch trennt das Sextett aus Ottawa weit weniger als ein schnödes Leerzeichen von den Briten. Denn so wie letztere sich für ihre Compilations immer wieder tief in die Wurzeln vorzugsweise afrikanischer und karibischer Soundkultur eingraben, schöpft auch das Souljazz Orchestra aus dem reichen Fundus von Ethnojazz und Afrobeat.

Pate gestanden haben für Rising Sun natürlich in erster Linie Mulatu Astatke und Fela Kuti, doch bleibt die Interpretation des Orchestras so zeitgemäß wie eigenständig. Selten hört man Jazz so frei von Daddeligkeit und Klischees und so durchgehend rhythmisch und deep. Hier ist alles gleichzeitig wie aus einem Guss und dabei so voller betörender kurzweiliger Momente vor denen man einfach huldigend niederknien muss, wie die Sonnenanbeter auf dem Cover.

So wie bei ‚Negus Negust‘, in dem lateinamerikanisch anmutende Bläsersätze kongenial mit dem glasklaren Vibraphon harmonieren oder dem kinematographischen Kleinod ‚Lotus Flower‘, das mit dem Cadillac direkt vor der Hotelbar parkt. In ‚Serenity‘ tappst schließlich ein schüchternes Pianointro in die Szenerie, bevor es in einen samtenen Umhang aus Saxklängen gehüllt wird. Ein wenig freier und weniger groove-orientiert gestaltet sich das letzte Drittel der Platte, das mit ‚Rejoice‘ eine Coverversion des Sun Ra-Kompagnons Pharaoh Sanders enthält.

Die Art und Weise, in der die sechs Musiker jedem Element den nötigen Raum zur Entfaltung geben, erinnert nicht nur an den klassischen Minimalismus eines Steve Reich, sondern an jazz-geschulte Detroiter House- und Techno-Legenden wie Theo Parrish oder Carl Craig. Hier schließt sich dann wieder der Kreis ins heute. Und genau da ist Rising Sun ab jetzt Pflichtprogramm.

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Platten des Tages: Martyn – Great Lengths / Kettel – Myam James Part II

Wer meinen twitter-Account verfolgt, der hat es ja schon vernommen: Ich bin jetzt Bezahl-Downloader bei boomkat.com. Und weil der Sinn der Aktion ja ist, endlich wieder eine subjektiv höhere Wertschätzung für die erworbene Musik zu entwickeln – Robert Kurz und Wertkritik ick hör dir aufstöhnen – bin ich natürlich auch ganz und gar begeistert von meinen beiden Neuerwerbungen.

Der vielfach abgefeierte Autoren-Dubstep-Produzent Martyn hat mit Great Lengths sein Opus Magnum vorgelegt, dass höchstens noch mit Burials beiden Alben in einem Atemzug genannt werden kann.

Neuerdings stelle ich mir beim Hören von repetitiver elektronischer Musik immer vor wie ich diese mit meiner Freundin oder meinem ehemaligen Mitbewohner höre – beide mit klassicher Musik sozialisiert (einer davon ausschliesslich) – und beide erst mal die metrische Strenge als einfallslose Partitur vor ihrem geistigen Auge sehen. Es ist natürlich so, dass diese Musik nicht ausschweifend, melodisch ausgefeilt und raffiniert komponiert sein will, sondern musikalische Ideen auf einem strengen Rhythmusraster ausprobiert. Mit der richtigen Portion Euphorie kann dies dann Leben retten, ohne essentialistisch zu werden. Man stelle sich probeweise das einfache Volk aus der Zeit von Händel und Vivaldi mit Laptops und Ableton ausgerüstet vor …

Martyn importiert auf Great Lengths immer genau ein Stilmittel-Setup pro Track, seien es Chicago-typische Handclaps und mittige Snares, sowie Casio FZ-1 artige Mikrosamples in Elden St., Dave Clark Synth-Stabs in Vancouver oder Tribaldrums in Is This Insanity?. Das abgefeierte Natural Selection ist m.E. noch der schwächste Track auf den Album, während ich bei Right?Star! den 2Step-Orgasmus bekommen habe.

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Mit Kettels – in einem merkwürdigen Cover daherkommenden – Follow-Up Myam James Part II könnten Freundin und Mitbewohner wahrscheinlich ungleich mehr anfangen, entwickelt Reimer Eising seine Tracks doch offensichtlich am Klavier und lässt es dann auch schonmal alleine oder mit Spinett- oder Violinbegleitung erklingen. Ansonsten lupenreine IDM mit Euphoriegarantie.

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Platte des Tages: BlackBelt Andersen [FPCD002]

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Mit diesem Album könnte Norwegen glatt das neue Detroit werden. Einfach großartig, wie BlackBelt Andersen den Motorcitysound mit Nu- und Scandinavian Disco verbindet, statt im ewiggleichen (trotzdem oft guten) Klassizismus seiner Kollegen verhaftet zu bleiben. Die Temposchraube ordentlich auf SlowMotion heruntergedreht lässt es sich einfach viel besser genießen und versüßte mir schon einige verregnente Nachmittage.

Das sanft vor sich hinblubbernde ‚Sondag‘ oder der ebenso sanftmütige Sägezahn bei ‚Kuk Av Stal‘ funktionieren überaus und mit den chordigen Stücken, gelingt es der Musik die Gedanken dahindriften zu lassen, wo es am schönsten ist. Alles ist immer in Bewegung mit einer sehr lieblichen Aura. Sanft, getragen und würdevoll, wie ein stolzer V8 mit glitzernden Heckflossen aus Chrom.

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Platte des Tages: Dplay – Huub Sand [Running Back 018]

Elektronische Musik und postmoderne Theorie gingen schon immer Hand in Hand. Oftmals liegt der autonome Autor begraben unter kryptischen Pseudonymen und wenn Bedeutung sowieso fortwährend neu verschoben wird, braucht man auch keine nach ebensolcher heischende Tracknamen mehr (es sei denn man heißt Dominik Eulberg).

Dirk Gottwald alias Dplay aus Essen setzt dagegen ganz unpostmodern auf eindeutige Referenzen und nutzt die ganze Breite des Bedeutungspielraums in und vor allem um das schwarze Rund herum. Denn wie es sich für ein waschechtes Kind des Ruhrpotts gehört, ist Dplay Schalke-Fan.

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Der Titel ist eine Hommage an Huub Stevens und Ebbe Sand, als Trainer bzw. Spieler zentrale Protagonisten der Schalker Erfolgs-Ära um die Jahrtausendwende. Ob sich partner-in-crime Manuel Tur da dezent in die Produktionscredits zurückgezogen hat, weil sein Herz für den schwarz-gelben Konkurrenten schlägt, ist unklar. Der Musik hat es jedenfalls nicht geschadet.

Der Titeltrack ist ein subtiler Deephouse-Schieber mit abgefederten Chords, der das Spiel wie ein offensiver Libero von hinten antreibt. Den Dreh-und Angelpunkt der Partie markiert das discoide „Tschaka“, das die gegnerischen Abwehrspieler mit dominanter Snare und funky Bassline zur Verzweiflung treibt. Lediglich „Schroule“ verdribbelt sich ein wenig ballverliebt im Gewusel aus Congas und Glöckchensounds. Die Taktik von Running Back-Cheftrainer Gerd Janson, nach den erfahrenen Move D und Radio Slave nun den Nachwuchs auf den Platz zu schicken, ist aber trotzdem voll aufgegangen.

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Platte des Tages: Map.ache – Carmella [Kann 02]

Dem Leipziger Label Kann Records ist es bereits nach drei Releases gelungen, einen unverwechselbaren Trademarksound zu etablieren, ohne sich dabei ausgelutschter Klischees zu bedienen. Auch die Tracks auf Map.aches erster Solo-EP Carmella atmen wieder diesen warmen, butterweichen Chicago-Vibe, bei dem man geradezu spürt, wie man dem Frühling mit jedem Takt näher kommt.

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„Clouds Over Clowns“ schleicht sich mit hintergründiger Percussion auf den Floor, wo einen die Pianoakkorde von „Tel Aviv“ gleich verweilen lassen. Mein Favorit ist aber das detroitige Neuneinhalb-Minuten-Epos „Carm“. Nirgendwo kickt House-Understatement derzeit mehr! Da müssen sich die Hamburger Brüder im Geiste von Dial warm anziehen. Ein Label, von dem man kein einziges Release mehr verpassen möchte, nicht zuletzt wegen der farbenfrohen, kubistisch angehauchten Artworks der Grafikdesignerin Franziska Kempiak.

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Platte des Tages: Sven Tasnadi – Our Destiny [Ornaments 005]

Sven Tasnadi und Ornaments sind in dieser Kombination die unschlagbare Underground-Hitmaschine. Tasnadi, zur Zeit eh ganz heiß, baut um sanfte Detroit-Chords erstmal behutsam eine Rimshot zum eingrooven, auf deren Grundgerüst sich ab der zweiten Hälfte verschiedene kleine Melodien friedlich nebeneinander tummeln oder springen. Quicklebendig hüpft das wie ein kleines Kind im Sommerregen. Und das bei weitem, blauen Himmel auf dem vereinzelt ein paar helle Wölkchen vorbeiziehen.

Sven Weisemann scheint das zuviel. Er behält nicht alle Elemente drin, reduziert aufs mindeste, zieht die Filter viel mehr zu und schafft damit eine weniger verspielte Atmosphäre die in ihrer reduzierten Art mehr flow besitzt, aber leider auch weniger Bass. Auch sehr schön für andere Momente.