Tag 25 und 26
Der Tag des Abschieds ist gekommen. Der Fährhafen in Tanger ist das reinste Chaos. Die Abfertigung für Europäer ist recht lax, aber man sollte keinesfalls jedem einfach die Passports und seine Fährkarten in die Hand drücken. Sonst verschwindet der Typ nämlich, man kriegt einen halben Herzinfarkt und dann taucht er irgendwann mit einem ollen Zettel wieder auf und will Dirham oder Euroscheine oder Souvenirs.
Niemand weiss wann und wo unsere Fähre abfährt, wir kurven wild auf dem Gelände rum und finden heraus, dass wir vier Stunden auf die lahme Fähre warten müssen. Als wir uns aus Versehen in die falsche Schlange einordnen, bekommen wir ungefragt ein Billet für die Schnellfähre und ein älterer Herr versichert uns mit einem Augenzwinkern, dass das schon in Ordnung sei so. Als wir auf die Fähre fahren, schaut er unauffällig weg und wir machen auf das Schiff drauf, dass normalerweise circa 150 Euro mehr kostet. Ein netter Marokkaner quatscht mich an, die lustigen Hafenarbeiter haben seine Mappe mit den Ausreisepapieren versteckt und machen sich über seine Panik lustig. Irgendwann taucht die Mappe wieder auf und der nette Marokkaner kickt sie aus Wut durch den halben Hafen. Wildes Gebrüll, dann Schulterklopfen und Gelächter. Lustiges Land!
Als Tanger am Horizont im Dunst versinkt, überkommt mich eine Mischung aus Wehmut und Erleichterung und die Worte Hassan des Zweiten gehen mir durch den Kopf: „Marokko gleicht einem Baum: genährt von Wurzeln tief in der Erde Afrikas, atmet er durch Blattwerk, das in Europas Winden rauscht.“ Schöner – oder euphemistischer – kann man es nicht sagen. Ich bin erst mal froh wieder im Blattwerk zu sein, werde aber bestimmt wiederkommen …