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Die André Rieu-Mimesis

Der Tag fing ja schon Scheiße an mit der bierseligen Eröffnung dieses Weblogs und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Aber dann in der TV-Show „Willkommen bei Carmen Nebel“ (einer mir im Übrigen bis dato vollkommen unbekannten Promi-Schnackse, die aber unterschwellig so wirkt als sei sie immer schon ZDF-Aktenkundig) als krönenden Abschluss einen Auftritt von André Rieu serviert zu bekommen (der übrigens in den Papp-Aufstellern einschlägiger WOM-Filialen immer noch lebensechter aussieht als sein blutleeres Altherren-Mucker TV-Icon) geht eindeutig zuweit!

Nicht etwa der Umstand, dass der von einem circa 23köpfigen Backing-Philharmonieorchester begleitete Fiedler eine „Kalinka“-Coverversion dreist mitperformend als eigenen Komposition ausgab – in der im Übrigen gar keine Streicher-Sektion zu hören war, geschweige denn ein Geigen-Soli – hat mich verstört, sondern vielmehr die Tatsache dass es etwa zwei Dutzend Musikstudenten in Magdeburg zu geben scheint, denen es nicht zu blöd ist sich als Fake-Orchester bei einem Mainstream-Oma-Geiger anzudienen.

Aber mit Adornos ästhetischer Theorie braucht man an Magdeburger Konservatorium wohl keinem Studenten zu kommen, der wahrscheinlich eh damit beschäftigt ist von einem Engagement als Synthimucker in einem Andrew Lloyd Webber-Musical zu träumen.

Oder aber es waren einfach nur begabte Hostessen die in einer Sonderschulung gelernt haben zu synthetischer Playback-Mucke scheinsynchron Geigenbögen und Oboen zu schwingen. Allein der Umstand das der Name der Moderatorin (Carmen Nebel) augenzwinkernd-sarkastisch auf die Wesenhaftigkeit dieser kulturelle Nebelgranate verweist rettet die Sendung in den Schutz der uneigentlichen Postmoderne.

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